Rahmenkonzept Kurviertel, Bad Windsheim
Leistung
Rahmenkonzept
Bauherr
Stadt Bad Windsheim
Zeitraum
2020
Kategorie
Stadtentwicklung
Rahmenkonzept Kurviertel, Bad Windsheim
Das Kurviertel Bad Windsheims gliedert sich in drei Fokusräume – den Kurpark, die Erkenbrechtallee als zentrale Erschließungsstraße der Kliniken und Kureinrichtungen und die Fläche Ost im Übergang nach Külsheim. Im Zuge der Erstellung des Rahmenkonzeptes wurden für die einzelnen Fokusräume auf Grundlage der Bestandsanalyse Ziele formuliert. Die Ziele für den Kurpark umfassten insbesondere Modernisierungsmaßnahmen im Einklang mit dem Denkmalschutz. Für den Fokusraum Erkenbrechtallee soll die Gliederung des weitläufigen versiegelten Straßenraums durch Hecken, Bäume, Gräser und Wasser erfolgen und Bad Windsheim mit seinem „Kurviertel als Garten“ bekannt machen. Der Fokusraum Fläche Ost bedarf einer grundlegenden Neuordnung, um als attraktive Landesgartenschaufläche gestaltet werden zu können. Aus diesem Grund wurden für die einzelnen Bestandteile der Fläche Szenarien einer Umstrukturierung entwickelt. Für die Bestandsparkplätze wurde eine teilweise Unterbringung in einem Parkhaus vorgeschlagen, die Lärmschutzwälle könnten für eine Vergrößerung der Eingangssituation weiter an die Straße rücken und die Nutzer des Reisemobilhafens könnten künftig in der Nähe des Kühwasengrabens nächtigen.
Anlass
Die Stadt Bad Windsheim bewarb sich im Jahr 2020 für die Austragung der Landesgartenschau im Jahr 2027, in der sie einen Motor für die zukünftige Stadtentwicklung erkannt hat. „Gesund – urban – traditionell“ soll der Slogan für die Landesgartenschau lauten. Während ‚urban‘ den Bereich der Altstadt beschreibt und ‚traditionell‘ für das Fränkische Freilandmuseum im Süden steht, umschreibt ‚gesund‘ das Kurviertel südlich des Bahnhofs. Als einziger mittelfränkischer Kurort generiert die Stadt Bad Windsheim ihre wirtschaftlichen Einnahmen insbesondere durch das Kurviertel mit seinen vier Kliniken, den Hotels und der Frankentherme. Städtebaulich und freiräumlich ist das Kurviertel jedoch kritisch zu betrachten. Es fehlt ein architektonisches Gesamtkonzept, um auch langfristig im Wettbewerb mit anderen Bäderstädten bestehen zu können.
Untersuchungsgebiet
Die Stadt Bad Windsheim in drei Teilbereiche. Die historische Altstadt südlich des Bahnhofs, das Fränkische Freilandmuseum südlich der Altstadt sowie das Kurviertel nördlich des Bahnhofs. Die Graphik stellt den Bereich des Kurviertels als Untersuchungsgebiet dar, in dem eine städtebauliche und freiräumliche Aufwertung dringend erforderlich ist, um in Zukunft als Kurviertel attraktiv zu sein. In der Bearbeitung des Rahmenkonzeptes wurde zwischen dem Umgriff des Untersuchungsgebietes (blau gestrichelt) und dem Umgriff des Detaillierungsbereichs (hellblaue Fläche), insbesondere der Bereich um die Erkenbrechtallee, unterschieden.
Stärken und Schwächen aus der Analyse
Das Kurviertel Bad Windsheim ist ein wichtiger Bestandteil des Stadtgefüges und vom regional bedeutsamen Bahnhof Bad Windsheim in nur wenigen Gehminuten erreichbar. Die zahlreichen Einrichtungen des Kur- und Gesundheitswesens im Kurviertel generieren Arbeitsplätze und erhöhen dadurch unter anderem die Attraktivität der Stadt als Wohnstandort. Die Frankentherme mit ihrem Solebecken im Herzen des Kurviertels ist nicht zuletzt aufgrund seiner zentralen Lage zwischen Würzburg, Bamberg und der Metropolregion ein hoch frequentiertes Bad. Die Stärken werden den vorhandenen Schwächen der Stadt gegenübergestellt. Dabei ist evident, dass im Kurviertel ein Gesamtkonzept für die städtebauliche und freiräumliche Struktur fehlt. Besonders sichtbar wird dies durch gestalterische und funktionale Mängel entlang der Erkenbrechtallee, der zentralen Erschließungsstraße im Kurviertel. So variieren die Gebäude stark in ihrer Ausrichtung, Geschossigkeit sowie Gebäudehülle. Zudem gibt es insbesondere bei der Seniorenresidenz Bad Windsheim erhebliche Mängel in der Bausubstanz. Der Freiraum zwischen den Gebäuden ist sehr weitläufig und dominiert von versiegelten Flächen wie den zahlreichen Parkplätzen der einzelnen Einrichtungen. Mit Blick auf die angrenzenden Ortsteile fehlt es an einer gut erkennbaren Anbindung des Kurviertels in den Osten und Westen. Die vorhandenen Grünflächen sind teilweise wenig strukturiert.
Fokusraum Erkenbrechtallee
Die Fläche im Übergang nach Külsheim bietet eine Chance dem Zerfall des Kurviertels entgegenzuwirken. Zur Ergänzung des Erholungsortes Kurpark, sah das Konzept auf dieser Fläche die Entwicklung eines „Aktivitätsparks“ für die Bewohner Bad Windsheims vor. Ein wichtiger Teil des Konzeptes, um die neue Parkanlage der Landesgartenschau zu gliedern, sollte die Neustrukturierung des Landschaftssees und des Retentionsgewässers in Gräben sein. Dadurch könne eine neue grüne Freifläche gewonnen werden zur Gestaltung einer Aktivitätslandschaft. Ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Herstellung und Umwidmung der Fläche zu einer Grünfläche sollte die Entsiegelung der Asphaltflächen des Reisemobilhafens leisten. Stattdessen Wanderwege in die offene Landschaft sollte der Reisemobilhafen in grünen Buchten entlang der Külsheimer Straße im Bereich der jetzigen Pkw-Bestandsparkplätze untergebracht werden. Die Parkplätze wiederum kämen in einem Parkhaus neben dem Kur- und Kongresscenter unter, das im Eingangsbereich der Landesgartenschau liegt und gleichzeitig als Blumenhalle für die LGS genutzt werden könnte. Darüber hinaus war bereits im Bewerbungskonzept die Renaturierung des Kühwasengrabens angedacht. Diese stand im Konzept in Verbindung mit angegliederten Gemeinschaftsnutzungen wie einem Biergarten am Bach.
Bewerbungskonzept Landesgartenschau
Neben der städtebaulichen Entwicklung des Kurparks ist es Ziel, diesen an das westliche Stadtgebiet anzubinden. Dies geschieht einerseits durch die Verlagerung und Nachnutzung der bestehenden Gebäudestrukturen und andererseits durch die Erweiterung des Kurparks mit besonderen Aktivitäten in den Westen. Wesentlicher Punkt ist der Umzug der Stadtgärtnerei an die Obertieferstraße. Durch eine zusätzliche Nutzung als Orangerie kann diese zu einem öffentlichen Treffpunkt für Bad Windsheim werden. Die angrenzende, alte Schäferei soll zu einer Veranstaltungsstätte umgebaut werden, und die Orangerie als Treffpunkt ergänzen. Die weiteren, im Westen liegenden Grünflächen dienen als Trittsteine und punktuelle Ergänzungen des Kurparks im Übergang zur angrenzenden Landschaft. In dem zentral gelegeneren Bereich des Neubaugebiets „Pommernstraße“, das von Einfamilienhäusern und dementsprechend privaten Grünflächen geprägt ist, soll ein öffentlicher Erlebnisspielplatz für die Bewohner, insbesondere die Kinder des Siedlungsbereichs geschaffen werden. Zudem soll nördlich des Baugebiets die ehemalige Gipsgrube „Katzenloch“ durch einen Erlebnisweg für die Bewohner und Besucher Bad Windsheims sichtbar werden und damit ein Stück der Vergangenheit des Ortes als Gipsabbaugebiet und seine Umwandlung in einen wertvollen Landschaftsraum präsentieren.