Perspektivische Darstellung eines begrünten Platzes mit Sitzgelegenheiten, Wasserspielen und Fußgängerbereich.

Hintere Insel Lindau – Erschließungs- und Freiraumplanung

Bauherr
Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau

Zeitraum
2024

Kategorie
Realisierungswettbewerb

Hintere Insel Lindau – Erschließungs- und Freiraumplanung

Die Stadt Lindau hat sich entschlossen, neue Wege zu gehen! Einen Wettbewerb auszulosen, der sich mit der Erschließung und dem öffentlichen Raum in einem neuen Stadtquartier befasst. Das ist Zukunft! Die Hintere Insel ist ein wichtiger öffentlicher Raum, der sowohl von Einheimischen als auch von Touristen genutzt wird und daher eine bedeutende Rolle im städtischen Leben spielt. Mit diesem Entwurf werden die wichtigsten Bausteine des Städtebaus (Struktur, Mobilität, Nutzung, Freiraum du Ökologie) vereint. 

Das Konzept sieht vor, die historischen und bestehenden Strukturen des Ortes aufzugreifen und in die neue Planung einfließen zu lassen. Somit entsteht eine ortsspezifische Gestaltungsform, die durch die prägnanten Gleise geformt werden. Die Transformation des Gleisbogens stellt eine besondere Veränderung im städtebaulichen Gefüge dar.

Der Entwurf greift die aktuell noch bestehenden Gleise auf und integriert sie als Zeitzeuge, Leitsystem und Gestaltungselement in allen Bereichen des Freiraums. Dieser Gestaltungstyp wird auch in den Flächen des Umgriffs, indem keine Gleise vorhanden sind, adaptiert. Somit stechen diese Strukturen mit einem Belagswechsel besonders heraus. 

Als zweite Ebene der Gestaltung ergänzen wir die gradlinigen Gleisstrukturen mit einem Kontrast von abgerundeten, polygonalen Formen. Diese werden durch unterschiedliche Nutzungen, wie zum Beispiel Grün-, Wasser-, Aufenthalts- und Spielflächen geprägt. 

Die Gleisanlage bildet einen essenziellen Bestandteil der Hinteren Insel nicht nur historisch, sondern auch gegenwärtig. Sie fungiert als Bindeglied zwischen der im Osten liegenden Altstadt und der westlichen Inselhälfte inklusive des neuen Quartiers. Übergeordnet erzeugt die Gleisanlage als Magnet der Insel wichtige und identitätsstiftende Orte. Hierzu gehören vor allem die neue Fußgängerbrücke, der Bahnhofsplatz, der Platz am Hauptpostamt sowie der Gleispark am südlichen Ufer des Bodensees. 

Übersichtsplan des neuen Stadtquartiers auf der Hinteren Insel Lindau mit markanten Grünflächen und Gleisanlagen.

Gesamtplan

Das Mobilitätskonzept wurde aus dem Rahmenplan übernommen und somit dient die Thierschstraße als Haupterschließung. Die Quartiersstraßen und -plätze dienen der untergeordneten Erschließung und werden lediglich von den Fußgängern, Radfahrern und dem ÖPNV bespielt. Ebenso schließen alle Erschließungsachsen an den Inselrundweg entlang der Bodenseepromenade an. Der Bahnhofsvorplatz fungiert als zentraler Orientierungsplatz, lädt jedoch zeitgleich zum Verweilen und als Treffpunkt ein. Die neugestaltete Fußgängerbrücke trägt einen wichtigen Teil zum Mobilitätskonzept bei, da sie das neue Quartier mit direkt mit der Altstadt verbindet. Die Nutzungen im Quartier sind klar gegliedert. Die Plätze sind bespielt mit unterschiedlichen Freizeitangeboten, Grünflächen und Bausteinen der Infrastruktur. Jeder Platz verfügt über eine ganz eigene Atmosphäre. Der Bahnhofsplatz spielt hier die wichtigste Rolle als Ankunfts- und Abfahrtsort aber auch als zentraler Stadtplatz. Durch die Gestaltung dieses Platzes soll nicht nur die Ankunft am Bahnhof besonders sein, sondern auch ein identitätsstiftender Ort für die Hintere Insel Lindau geschaffen werden. 

Die Quartiersplätze sind dem Bahnhofsplatz untergeordnet und bieten in erster Linie den Anwohnern nutzbaren, öffentlichen Raum. Auch die Quartiersstraßen erhalten durch ihre Zonierung nutzbare Flächen, die von den Anwohnern selbst gestaltet werden können.

Lageplan des Bahnhofsplatzes mit detaillierter Darstellung von Gleisstrukturen, Begrünungen und Wegen.

Ausschnitt Bahnhofsplatz und Quartiersplatz

Detailansicht einer Pflasterfläche mit eingelassenen Gleisstrukturen, Holzdeck und Bodensprudler.

Detail Bahnhofsplatz

Gehwegbereich mit adaptierten Gleisstrukturen in hellem Asphalt, flankiert von Bäumen und Pflasterbelag.

Detail Thierschstraße

Detail einer Sitzbank aus Holz mit farblich abgesetzten Gleisstrukturen in hellgrauem Belag.

Detail Fußgängerbrücke

Der Gleispark im Süden der Insel sticht mit seiner Gestaltung und Nutzung heraus.
Der hohe Anteil an Grünflächen und Aufenthaltsflächen bietet sowohl den Einheimischen als auch den Touristen einen multifunktionalen Erholungsort. Hier wird das Verweilen in Sonne oder Schatten, der soziale Treffpunkt an Tischtennisplatten oder dem Schachfeld, aber auch der Individualsport auf der freien Grünfläche ermöglich. Die Außengastronomie rund um den Gleispark trägt ebenso zur positiven Atmosphäre des Ortes bei. Durch eine Holzstegkonstruktion an der Eilguthalle schaffen wir eine Art „Hafenterrasse“ für weitere gastronomische Zwecke aber auch einen schönen Aussichtspunkt auf den Hafen und die belebte Hafenpromenade. 

Neben den gestalterischen Aspekten wurden innerhalb des Entwurfs auch die Themen der Klimaanpassung und der Ökologie behandelt. Gerade in Zeiten, in denen der Klimarat Europa ein schlechtes Zeugnis ausgestellt hat, ist dies besonders wichtig und sollte stets ein Treiber sein, diese Themen wirklich ernst zu nehmen. Somit werden in der Planung die Plätze schattig gestaltet, aber auch mit Wasser belebt. Hierdurch sollen Plätze entstehen, die kontinuierlich für Mensch und Natur nutzbar sind, indem man sich immer gut aufhalten kann.  

Der Entwurf bietet viele verschiedene Grünstrukturen und unterschiedliche Baumarten, die nicht nur die Stadt für den Menschen, sondern auch für Flora und Fauna attraktiv machen.

Durch Retentionsflächen im südlichen Gleispark aber auch innerhalb der Grünflächen in den Straßenräumen und auch durch den Effekt der Kühlung des Kleinklimas werden wichtige Maßnahmen zur Klimaanpassung getroffen. 

Eine weitere Besonderheit bietet ein einzigartiges Möbelstück, das für diesen Ort spezifisch ist. Diese Holzdecks ziehen sich von der Fußgängerbrücke über den Bahnhof bis hin zur südlichen Inselspitze und bieten immer wieder die Möglichkeit des Aufenthalts für alle Altersgruppen, da dieses Möbelstück inklusiv gestaltet ist. 

Ebenso wird mit einer einheitlichen Gestaltung der Beleuchtung ein über die verschiedenen Straßenräume hinweg ein stimmiges Bild geschaffen und gewährleisten so eine optimale Beleuchtung in späten Stunden oder während dunklen Jahreszeiten. Es wurde besonders darauf geachtet keine unübersichtlichen Bereiche, die als potenzielle Angsträume für verschiedene Gesellschaftsgruppen sein könnten, zu schaffen.

Lageplan des Südparks mit weitläufigen Grünflächen, Wegen und einem Bereich für Außengastronomie.

Ausschnitt Südpark

Perspektivische Ansicht eines Straßenraums mit Bäumen, Fußgängern und Radfahrern entlang eines modernen Quartiers.

Perspektive Thierschstraße

Querschnitt durch einen Platz mit Bäumen, Wasserspielen und Bushaltestelle vor einem Gebäude.

Schnitt Bahnhofsplatz

Querschnitt durch die Fußgängerbrücke mit Darstellung der Gleisanlagen darunter und Begrünung entlang der Straße.

Schnitt Thierschstraße und Fußgängerbrücke